Erwerbsimkerei

Christian Wurm und Sabine Koch


Wie alles begonnen hat...
"Es war Liebe auf den ersten Blick, die bis heute unvermindert andauert."
Meinen ersten Kontakt zu Bienen hatte ich schon als Kind durch die väterliche Hobbyimkerei. Das Studium der Zoologie und Botanik in Wien schloss ich mit einer populationsgenetischen Dissertation zur Waldtrachtfähigkeit unserer heimischen Honigbiene ab. Damals hatte ich bereits 50 Völker. 1988 gründete ich meine Erwerbsimkerei und die Völkerzahl stieg auf 300-400.


Die in Niederösterreich vorhandenen Trachten werden durch Wanderungen mit den Völkern genutzt. Im Tullnerfeld die Frühjahrsblütentracht in den Donauauen und im Hochsommer die Sonnenblumentracht, im Weinviertel die Robinientracht (Akazien im Volksmund), im hohen Waldviertel die Fichten- sowie leider viel zu selten die Tannentracht und im Wienerwald ebenfalls die Tannentracht.


Wenn Völker am 10.8. noch so stark und gesund sind, dann kann man auch gute Spättrachten (Tanne) nutzen. Hier Aufschau auf den 3. Raum, der 4.R. wurde zur Seite gestellt

Hier der dazugehörige 4. Raum (Flachzarge) mit herrlichem Tannenhonig. Im Überbau zwischen 3. und 4. Raum bereits schon Spätsommerblütenhonig




Bienenstand im Waldviertel nach der Honigwabenentnahme. Alle Bienen kehren friedlich in ihren Stock zurück


Ein ganz wichtiger, zeitintensiver, jedoch hoch geschätzter Bereich meiner Imkerei wird durch die Königinnenzucht abgedeckt. Bis 2002 habe ich hauptsächlich auf Honigertrag, Sanftmut, Schwarmträgheit und besonders auf Vitalität selektioniert. Ab 2003 begann ich die systematische Auslese meiner Bienen auf Fähigkeit das kleine Zellmaß von 4,9 mm bauen zu können, um sie so vorroatolerant zu machen. Als zusätzliches Merkmal der Varroatoleranz dient in erster Linie die Bruthygiene. Bei dieser wird von der Biene aktiv, durch Varroamilben befallene Brut entdeckelt und ausgeräumt. Seit 2013 selektioniere ich zusätzlich auf aktives Abbeißen der Milben durch die Bienen selbst.

Die besten Völker waren 2021 im 3. und ein Volk bereits im 4. Winter ohne jegliche Varroabehandlung. Wir haben dieses Projekt leider aufgeben müssen, da diese tw. bis ganz resistenten Völker sehr aggressiv wurden und auch keinen Honig mehr sammelten.
Eine varroaresistente Biene werden wir zwar nicht so schnell bekommen, jedoch auf varroatolerante Bienen haben wir hier sehr wohl größere Chancen! Aber um auch dieses Ziel zu erreichen, bedarf es noch vieler Jahre einer scharfen Selektion. Und darauf müssen wir hinarbeiten!!


Wir beginnen jetzt auch damit, im Bienenvolk selbst vererbungsbedingte Faktoren ausfindig und möglichst erbstabil zu machen. Die Hoffnung der Zukunft ist eine Koexistenz zwischen unserer europäischen Honigbiene und der aus Asien eingeschleppten Milbe „Varroa destructor“. Diese Faktoren werden VSH und SMR genannt.

Hier sieht man sehr gut das Ausräumen von varroabefallenen Brutzellen durch die Bienen, das sogenannte VSH. 1 Zelle ist bereits leer, 2 Zellen sind fast fertig ausgetragen und 5 Zellen wurden bereits begonnen zu öffnen.



Um diese scharfe Selektion durchführen zu können, betreiben wir eine eigene anerkannte Gebirgsbelegstelle und führen auch jährlich eine instrumentelle Besamung von ausgesuchten Bienenköniginnen durch.

 

Belegstelle Ende der 90er Jahre. Der Aufstellplatz der Zuchtkästchen wurde mit Elektrozaun gegen den Braunbären geschützt. Ein gelungenes Miteinander zwischen Bär, Biene und Mensch!







Belegstelle heute, die Bären wurden durch Wilderer leider wieder ausgerottet







Christian Wurm